Schützenkette und Prökulser Abendmahlskelch

In den letzten Monaten des vergangenen Krieges, als die Menschen die Heimat verlassen mussten und westwärts zogen, befand sich unter ihnen auch Frau Kopp aus Memel, deren Mann ein Fleischereibetrieb besaß. Von vielen Dingen musste sie sich trennen, nur die Schützenkette ihres Mannes sollte u.a. unbedingt mit auf den Weg in den Westen gehen. Beinahe hätte die Kette den Weg von Memel in den Westen nicht gefunden, da sie mehrmals vor dem Entschluss stand, das Silber aus ihrem ohnehin schon schweren Gepäck zu entfernen. Auf einem Minensuchboot zwischen Pillau und Neufahrwasser wurde sie aufgefordert, den Koffer über Bord zu werfen, konnte es aber glücklicherweise verhindern und so gelangte das kostbare Stück wohlbehalten in Hamm. Im Jahr 1981 übergab sie diese an den Goldschmiedemeister Erdmann in Hamm. Als dieser von der Existenz des Memeler Dampfboot erfuhr, setzte er sich mit der Redaktion und der AdM in Verbindung und so konnten wir im Jahr 1997 die Schützenkette übernehmen und sie gelangte in das AdM-Archiv bei Helmut Berger in Cloppenburg. Da die Aufbewahrung der wertvollen Stücke Herrn Berger und Irmgard Kowatzky in deren Haus zu unsicher war, entschloss sich die AdM die Schützenkette (3Teile) am 23.9.2009, wie auch schon zuvor den 1982 von Pfarrer Wannags erworbenen Prökulser Abendmahlskelch, am 12.11.2003 dem Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg als Leihgabe bis auf Widerruf zu übergeben. Nach Übergabe des AdM-Archivs im Oktober 2011 an die Simonaitytes-Bibliothek in Memel als Dauerleihgabe, das zwischenzeitlich von Herrn Günther Pietsch geführt wurde und sich in den Räumen der Fa. Köhler+Bracht in Rastede befand, war es unserer Ziel, alles an einem Standort für die Zukunft zu sichern und nicht auf mehrere Orte zu verteilen. Der Vertretertag der AdM hat dann bei seiner Sitzung am 14. November 2016 in Fürstenau mit 16 von 17 Stimmen beschlossen, die Ketten wie auch den Kelch von Lüneburg zurückzunehmen und dem Archiv in Memel zu übergeben. Es gab natürlich Widerstände von Seiten des Lüneburger Museums wie auch von einigen wenigen Memelländern. Aber wir haben es geschafft. Am 15. Februar 2017 habe ich die Ketten und den Kelch in Lüneburg abgeholt. Herr Gert Baltzer hat dann dankenswerter Weise bei seiner Fahrt Anfang April per PKW und Schiff nach Memel die Ketten und den Kelch sicher nach Memel gebracht und am 3. April der Bibliothek zur sicheren Verwahrung bis zur offiziellen Übergabe übergeben. Mit großer Begeisterung haben die Mitarbeiter die Stücke in Augenschein genommen und waren sehr erstaunt, dass auf allen Anhängern der Kette ausschließlich Memeler Namen standen.
Der Prökulser Abendmahlskelch sollte ursprünglich an die ev.-lutherische Kirchengemeinde in Prökuls gehen. Da es  jedoch einige Querelen in der dortigen Gemeinde, ausgelöst durch den dortigen Pfarrer sowie dem Bischof gibt, haben wir uns entschlossen, auch den Kelch zur Sicherheit in die Obhut der Bibliothek zu übergeben.
Ich bin heute zusammen mit meinem stellv. Bundesvorsitzenden Gert Baltzer gekommen um die vier wertvollen Exponate, die 179 Jahre alte Schützenkette an den Ursprungsort wie auch den Kelch aus dem Jahre 1853 der Simonaitytes Bibliothek für das AdM Archiv als Dauerleihgabe  offiziell zu übergeben.
Uwe Jurgsties